Sekundenschlaf am Steuer: Ursachen und Symptome

Er ist gefürchtet, vor allem im Straßenverkehr: der Sekundenschlaf. Ein plötzliches Einschlafen, ohne, dass eine Person schlafen will oder den kurzen Schlummer verhindern kann. Forscher vermuten, dass der Sekundenschlaf eine spontane Notreaktion des Körpers ist, um mit extremer Übermüdung umzugehen. Sicher belegt ist diese Annahme aber noch nicht.

Manchmal wird der Sekundenschlaf auch Mikroschlaf genannt, denn anders als sein Name vermuten lässt, muss er nicht Sekunden dauern. Es kann passieren, dass Menschen nur für den Bruchteil einer Sekunde oder sogar minutenlang einschlafen. Während des Sekundenschlafs müssen die Augen auch nicht immer geschlossen sein. Bleiben diese offen, ist der Blick der schlafenden Person jedoch leer und starr.

Ein sensibles und wichtiges Thema, welches wir hier einmal näher betrachten wollen, im Artikel: Sekundenschlaf am Steuer: Ursachen und Symptome.

Ursachen für Sekundenschlaf

Die Ursachen für den Sekundenschlaf sind häufig zu wenig oder schlechter Schlaf. Doch bis es zum gefürchteten Sekundenschlaf kommt, haben Menschen oft bereits über Tage oder Wochen hinweg ein Schlafdefizit entwickelt. Die Gründe für den Schlafmangel sind dabei sehr individuell.

In manchen Fällen stören krankhafte Schlafstörungen wie Schlafapnoe die Nachtruhe. Oder aber die eigene Lebenssituation ist Ursache für den Schlafmangel, beispielsweise bei Schichtarbeit oder einfach durch Ignorieren des Schlafdrangs.

Weitere typische Gründe, die Menschen um den Schlaf bringen, sind innere Unruhe und abendliche Grübeleien, das sogenannte Gedankenkarussell. Interessant dabei ist, dass es häufig um die Mittagszeit und am frühen Nachmittag zum spontanen Einschlafen kommt. Ebenso nachts zwischen 2 und 5 Uhr morgens, denn zu dem Zeitpunkt haben Menschen einen natürlichen Tiefpunkt und sind deshalb auf Nachtfahrten besonders gefährdet.

Spontaner Sekundenschlaf: Gefahr im Verkehr

Spontanes Einschlafen ist vor allem im Straßenverkehr eine große Gefahr. Denn Fahrer von Auto und Bus oder LKW Fahrer können beim Einschlafen die Kontrolle über das Steuer verlieren und so schwere Unfälle verursachen. Wenn eine Person zum Beispiel mit 100 km/h unterwegs ist und auch nur drei Sekunden lang einschläft, rollt der Wagen 80 Meter ohne Kontrolle weiter.

Statistiken zufolge ist ein Sekundenschlaf am Steuer bereits jedem vierten Autofahrer passiert (unter 1.000 PKW-Fahrenden, Quelle: Deutscher Verkehrssicherheitsrat). Da erstaunt es auch nicht, dass eine Vielzahl tödlicher Verkehrsunfälle auf deutschen Autobahnen auf Sekundenschlaf zurückzuführen ist.

Symptome erkennen und reagieren

  1. Sekundenschlaf kann im Straßenverkehr sehr gefährlich sein. Wenn Anzeichen von Schläfrigkeit bemerkt werden, sollte immer schnell reagiert werden. Denn diese erhöhen das Risiko für Sekundenschlaf.
  2. Schläfrigkeit kündigt sich oft mit schweren Augenlidern und Gähnen an. Auch häufiges Blinzeln und Augenreiben sind Anzeichen, ebenso wenn die Augen brennen. Müdigkeit zeigt sich generell über schnelleres Frieren, innerliche Unruhe oder schnelle Gereiztheit. Die Konzentration lässt nach und Gedanken schweifen ab. So kann eine (Fahr-)Pause helfen und Bewegung an der frischen Luft. Auch ein zehn bis 20-minütiges Nickerchen, etwa auf dem Rastplatz, kann helfen. Laute Musik hält oftmals wach, aber speziell beim Autofahren sollte unmittelbar eine Fahrpause eingelegt werden, wenn es problematisch wird, die Spur zu halten.
  3. Müdigkeit am Steuer, zeigt sich oftmals auch im sogenannten Tunnelblick, wenn der Blick starr auf der Straße haftet oder die Fahrbahn sich plötzlich enger anfühlt, ist Vorsicht geboten. Gleiches gilt bei unbemerktem Verpassen einer Abzweigung, Übersehen von Straßenschildern, wenn es schwer fällt, die Spur zu halten oder wenn die Erinnerung an die letzten gefahrenen Kilometer fehlt.
  4. Und egal, ob man sich müde fühlt oder nicht. Bei langen Fahrten sollte alle zwei Stunden eine mindestens zwanzigminütige Pause eingelegt werden, am besten an der frischen Luft. Denn wer ein Fahrzeug führt, obwohl gar nicht die körperliche Verfassung besteht, kann schnell einen Unfall verursachen. Dieser wird dann als fahrlässige Körperverletzung bzw. fahrlässige Tötung eingeordnet.

Da es zu vermeiden ist, zukünftig besser auf die ersten Symptome achten und rechtzeitig reagieren, denn kein Termin oder Stress ist es wert, ein Menschenleben zu gefährden.

Weitere Artikel zum Thema Schlaf und Entspannung gibt es hier in unserem Magazin von Lioran.

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Artikel entstand in Zusammenarbeit mit unserem Experten:

Dr. Christian Zimmermann
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Dr. Christian Zimmermann, geboren 1974, ist Apotheker (Uni Freiburg) mit Promotion im Bereich der klinischen Pharmakologie (Uni Basel). Seine beruflichen Stationen führten ihn über die Niederlande (Postdoc am Krebsinstitut Amsterdam) und einem Pharmaunternehmen in der Schweiz zu Cesra Arzneimittel. Seit 10 Jahren leitet er hier die medizinisch-wissenschaftliche Abteilung. Er ist für die Arzneimittelsicherheit und für die wissenschaftliche Forschung im Unternehmen verantwortlich. Eines seiner Spezialgebiete ist außerdem das Pharmarecht (Uni Marburg).