Wenn in der Nacht nicht nur ruhig und entspannt geschlafen wird, sondern im Schlafzustand auch das Bett verlassen wird, dann wird von Schlafwandeln (Somnambulismus) gesprochen.
Schlafwandeln gilt als Schlafstörung, welche in der Tiefschlaf – Phase vorkommen kann. Die Symptome und Ursachen von Schlafwandeln klären wir hier einmal auf.
Was genau verbirgt sich hinter dem Schlafwandeln?
Auch wenn wir uns in der Tiefschlaf – Phase im tiefen Schlaf befinden, ist das Gehirn zumeist wach. Der Körper befindet sich dabei in einer Phase, in der viele Körperfunktionen auf das Minimum reduziert sind, doch die Regeneration und der Stoffwechsel sind im vollen Gang. Ein nur zum Teil erwachtes Gehirn ermöglicht das Schlafwandeln (Somnambulismus). Warum dies so ist, ist bislang noch ungeklärt.
Zumeist kann dies im ersten Drittel des Nachtschlafes vorkommen und dauert meist nur wenige Minuten. Wer schon einmal einen Schlafwandler beobachtet hat, weiß, dass es zu kurz im Bett aufsetzen oder reden im Schlaf kommen kann, aber auch zu aus dem Bett aufstehen und umhergehen. Eine Reaktion auf Reize oder ein Aufwecken ist aber trotz alledem kaum möglich. Da sogar Handlungen wie Kleidung anziehen, essen, Fenster öffnen oder sogar Auto fahren möglich sind, sind Verletzungen nicht auszuschließen. Denn die betroffene Person von Schlafwandeln ist dabei nicht besonders geschickt.
Etwas unheimlich ist dabei, dass die Augen von Schlafwandlern meist immer geöffnet sind, begleitet von einem starren, leeren Blick. Betroffen sind übrigens mehr Kinder als Erwachsene. Mit zunehmendem Alter endet dies aber in den häufigsten Fällen.
Was sind die Ursachen von Schlafwandeln?
Schlafmangel, psychischer Stress oder andere emotionale Faktoren, aber auch ein geschwächtes Immunsystem, Fieber oder Alkoholkonsum können Ursache des Schlafwandelns sein. Ein wichtiger Faktor ist dabei auch die familiäre Vorbelastung. Ebenso wie der Reifegrad des zentralen Nervensystems. Dies gilt folglich als mögliche Erklärung, warum es häufiger bei Kindern zum Schlafwandeln kommen kann.
Wichtig dabei ist, organische psychische Störungen (z.B. Demenz) oder Epilepsie als Ursache ausschließen zu können. Daher ist die Abklärung durch einen Experten wichtig.
Was können Schlafwandler tun?
Vielmehr sollte es heißen, was können Schlafwandler und Beteiligte aus der Familie tun, um die Situation bestmöglich zu meistern. Hier sind einige Tipps:
- Schlafwandler sollten auf keinen Fall aufgeweckt werden. Zumal dies kaum möglich ist und wenn, können diese auch aggressiv reagieren, wenn der Schlaf so abrupt beendet wird. Vielmehr ist es ein vorsichtiges Ansprechen mit dem Namen und ein ruhiges Zurückführen zum Bett, was den Betroffenen am meisten hilft. Zumal die Person sich am nächsten Tag kaum erinnern kann.
- Um Probleme in der Nacht vorzubeugen, können beispielsweise Fenster und Türen, insbesondere Haustür, gut verriegelt werden. Stolperfallen oder zerbrechliche Dinge am besten vor dem Schlafen bei Seite schaffen, so dass die Verletzungsgefahr beim Schlafwandeln verringert wird.
- Schlafrituale und Einschlafrituale bei den Kindern, sowie Entspannungsübungen oder Sport zur Reduktion von Stress für Erwachsene, können ebenso helfen.
- Wenn es um den Schutz des Kindes geht, kann auch eine Glocke an der Zimmertür befestigt werden, oder ein Bewegungsmelder mit Alarmfunktion installiert werden. So können Eltern schnell reagieren, wenn es (wieder) soweit ist.
Nach einer Nacht mit Schlafwandeln sind bisher lediglich Symptome wie Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheitsgefühle bekannt, die darauf hinweisen können.
Sollte ernsthafte Gefahr für Gesundheit oder Umfeld durch das Schlafwandeln bestehen, empfiehlt es sich einen Experten für Neurologie (und Psychiatrie) oder eine Fachklinik aufzusuchen.
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Nach einer Nacht mit Schlafwandeln
Artikel entstand in Zusammenarbeit mit unserem Experten:
Dr. Christian Zimmermann
Dr. Christian Zimmermann, geboren 1974, ist Apotheker (Uni Freiburg) mit Promotion im Bereich der klinischen Pharmakologie (Uni Basel). Seine beruflichen Stationen führten ihn über die Niederlande (Postdoc am Krebsinstitut Amsterdam) und einem Pharmaunternehmen in der Schweiz zu Cesra Arzneimittel. Seit 10 Jahren leitet er hier die medizinisch-wissenschaftliche Abteilung. Er ist für die Arzneimittelsicherheit und für die wissenschaftliche Forschung im Unternehmen verantwortlich. Eines seiner Spezialgebiete ist außerdem das Pharmarecht (Uni Marburg).